Brauchtum & Tradition

Jagdkultur

Die Jagd ist tief in unserer Geschichte und Kultur verwurzelt.
Diese Traditionen zu bewahren ist genauso wichtig, wie die Jagd für zukünftige Generationen verständlich zu machen. Jägerinnen und Jäger sind dazu aufgerufen, über ihre Rolle in der Jagd und ihren damit verbundenen Aufgaben zu berichten, aufzuklären und zu diskutieren.

Jagd-Traditionen in und um die Bundeshauptstadt

Die Wiener Jagdkultur

Verschiedene Veranstaltungen spiegeln die Bedeutung der Jagdkultur in unserer Bundeshauptstadt wider. Hier ein Überblick über die wichtigsten Wiener Jagdkultur-Veranstaltungen:

Eustachiusfeier im Lainzer Tiergarten
Jedes Jahr im Herbst treffen sich Jägerinnen und Jäger traditionell bei der Nikolaikapelle, um eine Heilige Messe zu feiern. Gemeinsam bringen sie dabei ihre Dankbarkeit und ihren Respekt für die Schöpfung und die Natur zum Ausdruck.

Landesjägertag & Jagdhorn-Konzert
Der Landesjägertag ist mit seinen Fachvorträgen und Ehrungen ebenso fixer Bestandteil des Wr. Jagdkultur-Kalenders, wie das Jagdhorn-Konzert, das traditionell Anfang Juli am Wiener Rathausplatz stattfindet.

Die Wiener Pirsch
Diese Veranstaltung ist zu einem weiteren Highlight geworden: ursprünglich als Ball ausgerichtet, fand sie erstmal 2019 auf der Wiener Wiesn und statt. Seit 2022 ist die Wiener Pirsch auf der nun “Kaiser Wiesn” genannten Fläche zurück – mit eigener Hütte, moderaten Eintrittspreisen, stimmungsvoller Live-Musik und attraktiven Tombola-Preisen.

Jagdkultur - Wiener Jagdhornkonzert: Landesjagdverband Wien informiert
Norber Walter und Sandra Tastl auf der Wiener Pirsch: Landesjagdverband informiert über die Wiener Jagdkultur
Jagdkultur: Jagdhorn - Landesjagdverband Wien informiert

Jagdbräuche

Jagdliches Brauchtum

In Österreich existiert ein jagdliches Brauchtum, das unterschiedlichst zelebriert und zum Ausdruck gebracht wird, etwa durch:

All diese Bräuche, Symbole und Traditionen sind ein Kulturerbe, das jedem bekannt und kaum mehr wegzudenken ist. Diese jagdlichen Traditionen werden auch heute noch in der Jägerschaft aktiv gepflegt.

Jagdkultur und Jagdliches Brauchtum - Landesjagdverband Wien informiert

Jagdliches Brauchtum, Mythen & Geschichten

Fragen & Antworten

Wie wenige andere Berufsgruppen sind die Jäger in zahlreichen Märchen und Geschichten mystifiziert worden.

In Märchen sind es oft Jäger, die am Ende die Wende zum Guten herbeiführen oder besiegeln (zB. die Rettung vor dem „bösen Wolf“).

Auch in den Heimatfilmen der 50er Jahre traten oft die Jäger als edle Kavaliere und Heldenfiguren auf, um ein Happy End herbeizuführen (quasi als moderne, furchtlose Rittergestalten).

Nach altem Brauchtum wird vielerorts “die Strecke” verblasen:

Es handelt sich um verschiedene Tonsignale, die jeweils nach der Ansage des Jagdleiters mit dem Jagdhorn geblasen werden.

Als Abschluss wird dann “Jagd vorbei” und “Halali” geblasen. Als Abschusssignal kann noch “Zur Schüssel” ertönen – als Aufforderung zum Schüsseltrieb: darunter versteht man das gemütliche Beisammensein nach der Jagd.

Als Grundregel gilt: man läuft nach der Jagd nicht sofort weg, sondern sollte es sich so einteilen, dass noch Zeit für ein gemütliches Zusammensein mit den Jagdkollegen/innen bleibt.

Unter der Strecke versteht man das in einem bestimmten Zeitraum (Jagdtag, mehrtägige Jagd oder auch Jagdjahr) erlegte oder gestreckte Wild. Die Strecke ist das – gemäß dem Brauchtum – aufgelegte Wild.

Das Wild wird immer auf die rechte Körperseite aufgelegt. Es gibt hier eine alte Brauchtumsauslegung, dass die rechte Seite, die gute Seite ist. Das heißt, es wird durch das Legen auf die rechte Körperseite verhindert, dass die Erddämonen in das Wild eindringen.

Unterschieden werden folgende Strecken – Innerhalb der einzelnen Wildarten wird jeweils nach Stärke gereiht:

Schalenwildstrecke
Rotwild, Damwild, Sikawild, Gamswild, Rehwild, Elchwild, Steinwild, Muffelwild, Schwarzwild.

Niederwildstrecke
Haarwild: zB. Fuchs, Hase, Kaninchen & Federwild: zB. Fasan, Rebhuhn, Wildente etc.

Gemischte Strecke
Schalenwild vor Niederwild.

Von Artemis bis Venantius

Jagdheilige

Für das Überleben war es in der Geschichte notwendig, auf der Jagd erfolgreich zu sein. Daher gab es in fast allen Kulturkreisen Götter, Geister oder sonstige höhere Wesen, die der Jäger um Schutz, Hilfe oder Fürsprache bitten konnte, bzw. kann.
 
Im christlichen Kulturkreis sind dies der Heilige Hubertus und der Heilige Eustachius.

Aus frühern Jahrhunderten sind uns einige Bilder erhalten geblieben, die einen (meist knieenden) Jäger darstellen, dem ein Hirsch mit einem Kruzifix zwischen den Geweihstangen erschienen ist.

Eines der bekanntesten ist das Bild von Albrecht Dürer aus dem Jahre 1498. Die meisten von uns Jägern meinen sicher, dass diese Darstellung

Die Christen glauben nur an einen Gott, daher sind bei uns für die verschiedenen Lebensbereiche Heilige, Schutzpatrone und Fürsprecher zuständig.

In Europa wurden und werden seit fast 2000 Jahren mehrere Heilige als Schutzpatrone der Jagd verehrt, einige davon sind wieder in Vergessenheit geraten:

  • In Frankreich verehrte man bis zum 10. Jahrhundert den heiligen MARTIN und den heiligen GERMANUS VON AUXERRE als Jagdheilige.
  • In Frankreich lebte auch der aus Griechenland stammende heilige AEGIDIUS, auch SAINT GILLES genannt, der nicht nur Schutzpatron der Jagd war, sondern auch von den Ständen der Steiermark zum Landespatron erwählt wurde.
  • In den osteuropäischen Ländern gilt der heilige IWAN (auf Deutsch der heilige JOHANN) als Beschützer von Jagd und Jägern.
  • Die europäischen Falkner verehren den heiligen BAVON, der einst in Belgien lebte, als ihren Schutzpatron, im Osten wird er vom heiligen TRIFFON abgelöst.
  • Und auch die Parforce-Jäger haben einen eigenen Fürsprecher, nämlich den heiligen VENANTIUS, von dem nur wenige Überlieferungen erhalten sind. Vielleicht handelt es sich um den jagdfreudigen Dichter und Bischof Venantius Fortunatus, der im Jahr 600 in Poitiers starb.

Die römischen Legionäre brachten Diana auch zu den Germanen, die bis dahin keine Gottheit der Jagd verehrt hatten. Vor allem an der Mosel und an den Ardennen war der Dianakult sehr verbreitet und noch bis in das siebente Jahrhundert wurden der Göttin Tieropfer dargebracht.

Mit dem Fortschreiten der Christianisierung war man bestrebt, den Dianakult auszumerzen. Doch die Göttin der Jagd scheint unsterblich zu sein. Sie lebt in den Werken der großen Meister wie Corregio, Tizian, Lucas von Cranach, Tintoretto, Vermeer und Rubens weiter.

Bei den Griechen der Antike war die Göttin Artemis (bei den Römern später Diana) die Göttin der Jagd. Sie ist die Mond- und Fruchtbarkeitsgöttin, die jungfräuliche Jägerin, die Göttin der Tiere, des Waldes und damit auch der Jagd. Zudem gilt sie als Schützerin der Fremden und Rechtlosen.

Ihre Attribute sind Bogen und Köcher, Mondsichel im Haar. Ihr Tier ist eine Hirschkuh, ihre Pflanze ist die Mistel. Sie war die Tochter von Zeus und Leto und gehörte zu dem Kreis der olympischen Götter. Sie lebte in Wäldern und unbehausten Gegenden mit ihren ungebundenen Gefährtinnen, den Nymphen und ließ keinen Mann in ihre Nähe kommen.

Aktaion, der sie unfreiwillig beim Baden überraschte, bekam ihre grausame Rache zu spüren. Die von Zeus verführte Kallisto wurde aus ihrem Kreis verbannt. Artemis rächte ihre Mutter Leto an Niobe, die Leto beleidigt hatte. Zusammen mit Apollo tötete Artemis die Niobiden mit ihren Pfeilen. Doch nicht immer war ihr Eingreifen von gleicher Unerbittlichkeit. Als Iphigenie von Agamemmnon geopfert werden sollte, verwandelte Artemis sie in eine Hindin (junge Kuh). Artemis galt als Schutzgöttin der jungen Mädchen in allen Angelegenheiten vor ihrer Heirat.