Die Wahl des heurigen Veranstaltungsortes hatte eine starke Symbolik für den Wiener Landesjägertag 2025, der inhaltlich von einem ganzheitlichen und umfassenden Gesundheitsbegriff dominiert worden ist. Mehr als hundert Jägerinnen und Jäger folgten neben zahlreicher Prominenz der Einladung des Landesjägermeisters LK-Präsident Norbert Walter in den Festsaal der Veterinärmedizinischen Universität im 21. Bezirk.
Akustisch umrahmt von den Klängen der Jagdhorngruppe der BOKU „Gregor Mendel“ und der Jagdhornbläser-Gruppe Hermann Löns begrüßte Walter neben dem erst jüngst inthronisierten Hausherrn Rektor Univ.Prof. DDr. Matthias Gauly den früheren Wiener Bürgermeister Michael Häupl, den designierten Landesjägermeister aus Niederösterreich RWA-Vorstandsdir. DI Christoph Metzker, die Vizepräsidentin der LK Wien, Irene Maria Trunner, den früheren BOKU-Rektor Univ.Prof. Martin Gerzabek, den Vizepräsidenten des Vereins Grünes Kreuz, Dr. Miroslav Vodnansky, die Wiener Bezirksjägermeister, an deren Spitze seine Stellvertreter Dr. Barbara Hörnlein und Bezirksjägermeister Ing. Thomas Schön, den Sektionschef aus dem Gesundheitsministerium Dr. Ulrich Herzog, den Vertreter der Aufsichtsbehörde MA 58 DI Peter Leber sowie den Dienststellenleiter-Stv. der MA 49 Bezirksjägermeister SR Ing. Günther Annerl.
Neo-Rektor Grauly unterstrich in seinen Begrüßungsworten die enge Kooperation seiner Lehr- und Forschungsanstalt, namentlich des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie, mit der Wiener Jägerinnen- und Jägerschaft. Dabei ginge es, so der Rektor, um das „One Health-Konzept“, das einer gesamtheitlichen Sicht der Gesundheit für Tier, Mensch, Gesellschaft und Umwelt folgt. Diese Zusammenarbeit sei eine „Win-win-Situation“ für alle Beteiligten, denn „Gesundheit ist umfassend.“
„Viele wissen nichts über die Jagd und es ist unsere Verantwortung und Aufgabe, ihnen dieses Wissen zu vermitteln“, begann der Landesjägermeister seinen Bericht an den Landesjägertag. Wörtlich: „Wir müssen Vorbilder sein. Wir machen das beispielsweise durch Präsenz bei wichtigen Veranstaltungen, wie etwa dem Frühlingsfest im Lainzer Tiergarten oder den Artenschutztagen im Zoo Schönbrunn.“ Auch Jagd Österreich trage durch seine Aktivitäten und Publikationen wesentlich zu diesem Kommunikationsprozess mit der Gesellschaft bei, ergänzte der Landesjägermeister und nannte als Beispiele den Wildtierkalender oder das neue Buch „Mythen und Märchen im Faktencheck“, das sogar international Beachtung erreicht habe.
Walter konnte den „Waidkameradinnen und Waidkameraden“ einen prosperierenden Verband präsentieren: „Die Wiener Jägerschaft wächst: Vor Corona haben rund 4.000 Personen die Jagdprüfung in Österreich abgelegt, im letzten Jahr waren es schon 5.000.“ Und weiter: „Wir werden jünger und weiblicher: der Frauenanteil entwickelt sich besonders stark.“ Diese positiven Entwicklungen würden sich auch im Zuspruch der Bevölkerung zeigen, so Walter, der eine kürzlich durchgeführte Untersuchung zitierte: „Über 86 Prozent unserer Bevölkerung akzeptiert die Jagd.“
Dem von der Europäischen Union verlangten bzw. forcierten Thema Wildtiermonitoring stünde der Landesjagdverband positiv gegenüber: „Es ist ein Ausdruck einer modernen und verantwortungsvollen Jagd, die nicht nur erntet, sondern auch beobachtet, schützt und gestaltet.“ Und deutlich: „Wir treffen unsere Entscheidungen nicht auf der Basis von Gefühlen, sondern auf Basis von Wissen.“
Walter erwähnte in seinem Bericht auch die Entscheidung der EU, den Schutzstatus des Wolfes zu senken: „Die Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes ist ein richtiger Schritt gewesen und zeigt nun hochoffiziell an, dass sich diese Wildart in ihrem Bestand erholt hat und das ist positiv.“ Nun gelte es, ein aktives Monitoring zu etablieren und die Wolfspopulation zu kontrollieren.
Im Zusammenhang mit dem geplanten Bleiverbot verlangte Norbert Walter schließlich ausreichend Übergangsfristen, bis ausgereifte Alternativen zur Verfügung stünden.
Walter rundete seinen Bericht mit einem Überblick über die Finanzen des Landesjagdverbandes, das neu eingeführte Basis-Training für Kurzwaffen und über die im Jahr 2024 durchgeführten Kurse in der Jagdschule samt abgelegter Prüfungen ab. Insgesamt wurden 32 Prüfungstage abgehalten.
Mit den Hinweisen auf das Jagdhornbläserkonzert am 1. Juli im Arkadenhof des Wiener Rathauses, das ganz im Zeichen das Johann-Strauß-Jahres stehen wird und die Eustachiusfeier am 18. September im Lainzer Tiergarten schloss er seinen Überblick über weitere Aktivitäten des Landesjagdverbandes im Jahr 2025.
Bei ihrem Festvortrag zum Thema „Blackbox Wildtierpathologie – Aktuelles aus der Sicht des Pathologen“ stieß Dr. Anna Kübber-Heiss, FTA für Pathologie, Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Wien, auf eine außerordentlich aufmerksame Zuhörerschaft. Denn die Medizinerin beleuchtete den engen Zusammenhang zwischen Wildtierkrankheiten und den Faktoren Umwelt und Klima, Landwirtschaft, Mobilität, Bevölkerungswachstum, Globalisierung und einer verbesserten Forschung bzw. Diagnostik. Tiere, sowohl Wild- als auch Haus- und Nutztiere, Menschen und Umwelt stünden in einem engen Kontext und würden sich auch gegenseitig beeinflussen wie auch der Begriff „One Health“ belegen würde, so die Wissenschaftlerin.
Kübber-Heiss wörtlich: „Kleiner werdende Lebensräume, wachsende Populationen und geändertes Nutzungsverhalten führen zu vermehrten Kontakten zwischen Menschen und Wildtieren. In diesem Zusammenhang steigt auch die Bedeutung von Wildtierkrankheiten, da diese unterschiedliche Auswirkungen auf Nutztiere, Haustiere und letztlich auch den Menschen haben können. Krankheiten werden meist durch mehrere Faktoren ausgelöst, und sind abhängig von den Eigenschaften des Erregers, sowie von den Eigenschaften des Wirtes und letztlich von diversen Umweltfaktoren.“ Und weiter meinte sie: „Im Umgang mit Wildtierkrankheiten sollte man immer im Kopf haben, dass Krankheiten oft auch ein Indikator für Stress, schlechtes Biotop oder zu hohe Dichte sein können. Wildtiere können aber auch „stumme Träger“ von Krankheiten sein, die auf Nutztier, Haustier oder Mensch übertragbar und möglicherweise anzeige/meldepflichtig sind. Aus diesen Gründen ist es von großer Bedeutung, dass Jägerinnen und Jäger fundiertes Wissen über vorkommende Krankheiten in ihren Revieren und den Gesundheitszustand der Populationen haben.“
Die Rednerin ging dann detailliert auf das Fuchsprojekt ein, das seit 2023 läuft und wertvolle Erkenntnisse gebracht hat. In diesem Zeitraum wurden mehr als 200 Füchse untersucht, die zum Teil auch an für Menschen gefährlichen Krankheiten leiden. Kübber-Heiss nannte in diesem Zusammenhang den Fuchsbandwurm, der international bereits als für den Menschen sehr gefährlich eingestuft wurden ist, aber auch beispielsweise die Krankheiten Staupe, Räude oder Tollwut, an der nach wie vor weltweit 60.000 Menschen sterben.
Klimawandel und Globalisierung würden zum Auftreten neuer Erkrankungen führen, von denen auch Gefahren für den Menschen ausgehen. So sei beispielsweise die Kaninchenpest durch eine Mutation des Erregers nun auch bei Hasen aufgetreten, das Westnil-Fieber könne auch Menschen gefährlich werden und auch die Geflügelpest sei nach zahlreichen Mutationen des auslösenden Virus für die Menschen ansteckend.
Zusammenfassend rief die Festrednerin die Anwesenden auf, Vorsicht und Hygiene walten zu lassen, um Haustiere, Nutztiere und Menschen wirksam zu schützen.
Im Anschluss an dieses vielbeachtete Referat stellte Landesjägermeister-Stv. Thomas Schön die Jagdstatistik 2024 vor. Er wurde dabei von den Jagdhornbläsern begleitet, die die Totensignale intonierten.
Im Rahmen der Ehrungen konnte Landesjägermeister Walter Franz Tumberger mit dem „Ehrenbruch in Gold“ für 30 Wiener Jagdkarten auszeichnen.
Fotos: Harald Klemm

















































